Fortbildungen/Multiplikatorenschulungen
Das Nichtkampf-Training ist ein handlungs- und erfahrungsorientiertes Lernprogramm im Bereich des Konflikt- u. Friedensmanagements.
Es baut auf Methoden der konfrontativen Pädagogik (Ich-Stärke-Training/Deeskalations-Training), der konstruktiven Konfliktregelung (Mediation u. Streitschlichtung) und dem Fundament der Gewalt- und Konfliktprävention auf.
Die verschiedenen Unterstützungsangebote und Zugangswege zielen darauf, die Ressourcen und Kompetenzen, besonders im Bereich der Konfliktregelung aller Beteiligten zu fördern. In Kooperation mit pädagogischen, erzieherischen und psychologischen Fachkräften, werden individuelle Strategien und Konzepte für konstruktive Konfliktlösungen und das Arbeiten in krisen- und gewaltbesetzten Situationen entwickelt.
Die ausgebildeten Multiplikatoren sollen dazu beitragen an ihren Standorten langfristig eine Konfliktlösungskultur im Umgang mit sozialen Problemen und Gewalt anzubieten bzw. zu etablieren.
Inhalte:
Den Schwerpunkt der Fortbildungen/Multiplikatorenschulungen bildet das eigene Erleben und Erlernen von Methoden, die in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen angewandt werden. Die Grundidee hierbei lautet: Nur wer die experimentelle (neue) Handlung am eigenen Leibe ausprobiert hat, ist auch in der Lage, sie umfassend (unter Zuhilfenahme verschiedener sinnlicher Kanäle) zu bewerten und umzusetzen. Fundamentale Ich-Theorie.
Grundlagen für den Umgang mit Konflikten:
Gestalt von Konflikten (destruktiv/ konstruktiv), Unterscheiden von Bedürfnissen und Positionen, Konflikt Definition, Konfliktanalyse, Konfliktaustragung – Konfliktausgänge, Prinzipien für Konfliktlösungen. Nicht die Aggressivität, sondern die innere Haltung zu den eigenen Konflikten (Konfliktstandfestigkeit) ist der Motor der Gewalt.
Mediation:
Grundgedanken der Mediation, die Rolle der unparteiischen Dritten, Phasen der Mediation, Aufgaben der Mediatoren, Handwerkszeug (Kommunikation: Ich-Botschaften, Spiegeln, Aktives Zuhören, Aussagen umformulieren, Techniken: Gewaltfreie Kommunikation GfK und bedürfniszentrierte Kommunikationsstile).
Aufmerksamkeitstraining:
Abbau von Kommunikations- und Energieblockaden
Das Anti-Täter-Opfer-Programm:
Von der Fehlerkultur zur Lernkultur, zur Lobhaltung
Konfrontative Pädagogik:
Einführung in die Fragestellung und Erkenntnisse aus dem Bereich des Ich-Stärke-Training (IST), des Deeskalations-Training (DET) und der Nichtkampf-Therapie (NKT) zur Unterstützung reichhaltiger Skills für die Konfliktarbeit mit Menschen. Konfrontationstechniken: Opfer-Empathie beim Täter stärken, Der heiße Stuhl
Thema Gewalt:
Die Gestalt der Gewalt. Übungen zum Erfahren eigener Anteile von Aggression und Gewalt.
Die Psyche des Bösen:
Aus welchem Verhalten ist der Täter geschnitzt.
Deeskalation 2.0:
Auseinandersetzung mit eigenem Verhalten in Konflikt- u. Krisensituationen (Wie geht es mir wenn ich unter Druck, Angst oder Stress stehe – bleibe ich souverän? Wie sieht es mit meiner körperlichen Fitness aus?). Deeskalation von Gewaltsituationen im pädagogischen Alltag. Die Lehre vom Überwinden des Zweikampfs in der Praxis.
Gewalt im Griff:
Umgang mit eigenen Aggressionen, Selbstwahrnehmung - Fremdwahrnehmung, Gefühle wahrnehmen und ausdrücken. Kompetenz-Training: Körpersprache, Empathieübung, Entspannungstechniken.
Moderations- und Mediationstechniken:
Moderation (Metaplan) und Koordination.
Umsetzung und Implementierung:
Schulprogrammentwicklung, Beratungsnetzwerk in der Schule, Projektmanagement, Organisations-Netzwerk in der Kommune, Evaluation und Supervision mit dem Centrum für Potenzialentfaltung und Gewaltfreiheit (Coppenbrügge OT Bessingen).
Ich-Stärke-Training IST, Deeskalations-Training DET, Nichtkampf-Therapie NKT und Anti-Aggressivitäts-Training AAT/Anti-Gewalt-Training AGT
Das Ich-Stärke-Training IST wird auf die jeweilige Institution sowie auf die Zielgruppe zugeschnitten und richtet sich nach folgenden Qualitätsstandards:
Das IST ist im Bereich der tertiären Prävention bei der Bewährungs- und Jugendgerichtshilfe, beim § 10 JGG und in den unterschiedlichen Formen des Strafvollzugs anzusiedeln, stationäres Konzept. Behandlung von gewaltbereiten Wiederholungstätern unter Zwang wird als Einstiegs-Sekundärmotivation akzeptiert. Das Ich-Stärke-Training orientiert sich auch am Bereich der sekundären Prävention und setzt in Schule, Peergroup, Streetwork, Jugendhilfe und Betrieben auf Freiwilligkeit, ambulantes Konzept.
Die Nichtkampf-Therapie setzt auf eine neue Orientierung der inneren Wertewelt und unterstützt den Aufbau von Erfolg ohne Wettbewerbsorientierung und Konfliktanhäufung. Ihr liegt ein systemisch-psychologischer Ansatz über die Entstehung von Kampf, Konflikt und Gewalt zu Grunde, der als lineares Modell im Sinne der Unversehrtheit und des Selbsterhaltes ein kulturell bedingtes Verhaltensspektrum erzeugt.
Zielgruppe:
Hierzu zählen Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene, die sich gerne und häufig schlagen, die selbstbewusst auftreten und Spaß an der Gewalt haben. Sie müssen kognitiv und sprachlich dem Programm folgen können, das auf einem lerntheoretisch- kognitiven Paradigma basiert. Diese Trainingsprogramme sind nicht geeignet für Suizidale, für Grenzfälle zur Kinder- und Jugendpsychiatrie, für vorherrschend Alkohol- und Heroin abhängige, für Mitglieder der organisierten Kriminalität. Zur Zielgruppe zählen vielmehr stadt- und betriebsbekannte Schläger, Hooligans, Skin-Heads und Schläger aus multiethnischen oder monoethnischen Gangs.
Der zeitliche Rahmen der Programme umfasst bei einer Gruppengröße von 6 Teilnehmern zirka 60 Stunden (z. B. l x pro Woche 3 bis 5 Stunden Sitzungsdauer).
Die Gruppenleitung umfasst in der Regel 2 Mitarbeiterinnen, möglichst mit abgeschlossenem Hochschulstudium in sozialer Arbeit, Sozialpädagogik, Erziehungswissenschaft, Psychologie oder Kriminologie, davon eine mit qualifizierter Zusatzausbildung entweder zum Ich-Stärke-TrainerIn, zum Deeskalations-TrainerIn, zum Anti-Aggressivitäts-Trainerln oder Nichtkampf-TherapeutIn.
Der Trainingseinstieg umfasst die Motivationsarbeit durch Tätergespräche, erlebnispädagogisches, beziehungsaufbauendes 'Locken' sowie eine interessante, spannende, konfrontative Gesprächsführung und Sitzungsgestaltung, z. B. mit Co-Trainern ( Kampfsportlern). Sekundäre Behandlungsmotivationen, wie richterlicher Druck, drohender Schulverweis, drohender Widerruf oder anstehende Gerichtstermine sollen nach den ersten vier Sitzungen einem primären Interesse weichen.
Die Trainingsinhalte umfassen folgende Eckpfeiler:
Anamnese der Gewaltsucht (1:1 Befragung)
Analyse der Gewaltauslöser
Tatkonfrontation und Provokationstest auf dem heißen Stuhl
Opferbriefe, Opferfilme und Opferaufsätze zur Einmassierung des Opferleids
Distanzierungsbrief zur Gewalt an sich und die Clique.
Die Trainer/Therapeuten und Co-Trainer sollten den Täter als Person mögen, bei gleichzeitiger massiver Ablehnung seiner Gewaltbereitschaft.
Soziales Training:
Das Soziale Training wird auf die jeweilige Institution sowie auf die Zielgruppe zugeschnitten
Wirkung und Konfiguration des Sozialen Trainings:
Die Grundidee ist die Selbstachtung, die als Grundlage jeder Lernmotivation betrachtet wird. Wer sein eigenes Leben als wertvoll erachtet und das Recht auf Unverletzlichkeit wahrnimmt, kann Solidarität, Loyalität, Fürsorge und Einfühlsamkeit für andere entwickeln (nach Michael Heilemann und Gabriele Fischwasser-von Proeck).
Das Training besteht aus handlungs- und erfahrungsorientierten Modulen. Seine Übungen und Methoden zielen auf die Stärkung der Selbstachtung und somit langfristig auf den konstruktiven Umgang mit Konflikten und der bewussten Lenkung des eigenen Aggressions-Potenzials, sowie eine Verhinderung von Gewalt. Das Selbstwahrnehmen der eigenen Ressourcen und Potenziale ist das Ziel aller hier dargebotenen Therapie-Trainings. Dies wird allgemein verstanden wenn vom "Wandeln der Gewalt" oder "Gewalt im Griff" die Rede ist.
Zum Sozialen Training gehören zum einen Konzentrationsübungen, Übungen zum Erfahren der eigenen Emotionalität, Rhetoriktraining, und Körpertraining mit dem Ziel, einen weichen Körper zu erlangen. Diese (und stets wechselnde und neue) Einheiten vermitteln Gemeinschaftserfahrungen, lockern die Atmosphäre in der Gruppe und machen die Teilnehmer offen für neue, ungewohnte Sichtweisen und die Bereitschaft, eigene Verhaltensweisen zu reflektieren. Die Teilnehmer werden offener, beweglicher und kreativer. Sie erlangen somit eine flexiblere Ausgangsposition besonders in Konflikten.
Zum anderen geht es beim Sozialen Training um die Auseinandersetzung mit "Täterstrategien und Opferverhalten" und um die Entwicklung von Handlungsmodellen zum Umgang mit Stress- und Konfliktsituationen. Dazu gehört das Deeskalations(nichtkampf)-Training.
Deeskalation 2.0 (Die Lehre vom Überwinden des Zweikampfs) ist eines der wichtigsten Elemente, um erfolgreich in krisen- und gewaltbesetzten Situationen bestehen zu können: Täter wie Opfer können hierbei zunächst erst einmal verstehen, dass Gewalttaten nicht aus heiterem Himmel geschehen, sondern immer eine Vorgeschichte haben bzw. von den Tätern strategisch vorbereitet und inszeniert werden. Warum sie das tun, ist ein elementares Trainingsmodul der Nichtkampf-Therapie, bei dem wir uns explizit mit den Begriffen Konfliktstandfestigkeit und Konfliktkampfungeist auseinandersetzen.
Jeder Mensch hat ein Gespür dafür, wenn ein anderer den eigenen Hoheitsraum beeinträchtigt oder in den eigenen Persönlichkeitsraum eindringen will - anders ausgedrückt: ein Gespür dafür, wo Gewalt beginnt. Das Deeskalationstraining soll einerseits Verständnis und Sensibilität für diese Zusammenhänge entwickeln und andererseits Handlungsorientierungen für alltägliche Konflikt- und Bedrohungssituationen vermitteln. Der Selbstschutz beginnt also mit einer aufmerksamen Beobachtung meiner Mitmenschen, mit mir selbst (meinen Reaktionsmustern) und mit der Wahrnehmung der eigenen Empfindlichkeit: Welche Körpersignale nehme ich wahr?
Zu den grundlegenden Übungen des Deeskalationstrainings gehört es, den eigenen Persönlichkeitsraum wahrzunehmen und klare Grenzen an sich selbst und mit sich selbst setzen zu können. Erst danach setze ich die für mich notwendigen Grenzen mit den anderen Menschen. Neben solchen eher körperorientierten Aspekten werden außerdem rhetorische Elemente trainiert.
Das Soziale Training ist ein wichtiger Baustein für den Auftrag, Kinder und Jugendliche auf ihre Zukunft vorzubereiten. Fähigkeiten wie Konflikt- und Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, kommunikative Kompetenz, Ausdauer und Durchhaltevermögen, Aufgeklärtheit und Mündigkeit, Toleranz, Verantwortungsbereitschaft, Konzentrationsfähigkeit und Kreativität werden auch im Berufsleben gefordert. Das Training trägt also nicht nur zu einer guten und gewaltfreien Atmosphäre bei, sondern es unterstützt die Kinder und Jugendlichen darin, ihre Begabungen und ihre Persönlichkeiten positiv zu entwickeln.