ups!
Unsere Gesellschaft zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie Konflikte am laufenden Band produziert.
Konflikte werden von den meisten Menschen solange verdrängt, bis die Konflikte den Alltag dieser Menschen lenken. Und da die meisten Menschen mit Konflikten auf diese Weise umgehen, finden sie es auch völlig normal, Konflikte vor sich her zu tragen, sie stets zu verdrängen oder sie dem anderen in die Schuhe zu schieben; ist ja auch erheblich einfacher so.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Menschen von Kindesbeinen an nicht den Umgang mit ihrer eigenen Bewältigungskompetenz erlernen. Daher, so meine Forderung, brauchen wir einen Integrationsprozess für eine Konfliktlösungskultur.
Psychologen nennen diese Fähigkeit Coping, was bewältigen bedeutet. Die dazu in uns bereitgestellte Ressource nennen sie den Coping-Apparat und die in ihm vorhandenen Möglichkeiten dazu die Coping-Strategien.
Coping ist die Fähigkeit, in (mittleren, starken, extremen) Stresssituationen angemessen auf den Stress zu reagieren, das Problem Frontalhirn optimiert für den eigenen Vorteil zu lösen. Was heißt das?
- die relevanten Merkmale des Konflikts schnell zu erkennen: Lösungsnavigation
- die Gesamtproblemstruktur analysieren und vom Gesamtkonflikt trennen können: Ökologische Intelligenz ÖQ / Umweltintelligenz zur Alpha-Kompetenz im Konfliktmanagement anwenden
- das Beschleunigen oder Hervorbringen alternativer Ideen zur Lösung wahrnehmbar machen
- sich nicht an unbedeutenden Merkmalen des Konflikts festbeißen
- sich nicht an alten Mustern oder wiederholbaren Strukturen zur Lösung des Problems halten: simple Lösungs-Stereotypen vermeiden
- nicht irgendeine Lösung - HAUPTSACHE EINE lÖSUNG - komme was will durchboxen, Hauptsache das eigene unangenehme Gefühl verschwindet rasch (Konfliktegoismus)
- unplausible, für den Gesamtkonflikt irrelevante Lösungswege sofort meiden: Mandelkern-dominantes-Vermeideverhalten entwickeln
- sich nicht in Kleinigkeiten verzetteln, sich nicht einzig den allereinfachsten Mustern zuwenden: Du-bist-schuld-Syndrom
- schnell Alternativpläne erstellen
- Handlungsleitende Muster stabilisieren und in das eigene Verhalten integrieren
- Multifunktionale Flexibilität im Umgang mit Vernunft, Gefühl, Verstand, Logik und Analyse: globale Lösungsfindung im Verhalten stabilisieren
- Vorhersehen und richtiges Einschätzen von Ursache-Wirkungs- u. Wirkungs-Ursache-Mustern innerhalb der Konfliktsituation: Täter-Opferumkehr vermeiden
- nachhaltig aus eigenen Fehlern lernen
- blitzschnelles Erfassen des Gesamtkomplexes mit Einschätzen von Vorteil-Nachteil-Eigenverhalten
- Niemals aufgeben wenn Barrieren sich häufen und den Lösungsmoment verhindern oder ihn in die Länge ziehen
- am Lösungswille festhalten, festhalten und festhalten, bis alle Konfliktkollaterale im Lösungsspektrum erfasst, benannt und konkretisiert sind
- unterscheiden können zwischen Konfliktkern und Urkonflikt, zwischen Eigenverhalten und Fremdeinwirken, zwischen Konfliktnebenschauplätze und Konfliktkollaterale.
- Optimieren von Coping-Verhalten und Coping-Strategien im Team: Brainstorming im lockeren Teamgespräch als ThinkTank zur Resilenzoptimierung
Bewältigungskompetenz zu erlernen bedeutet beispielsweise, dass Kinder schon früh erlernen sollten, Probleme a) zu bekommen, b) sie dazu angeleitet werden, sie zu lösen, und c) ihnen gezielt nur solche Probleme angeboten werden, die sie auch lösen können.
Es nützt nichts, ihnen irgendwelche Probleme vorzusetzen, sie ständig scheitern zu lassen, nur um selbst in einem besseren Licht zu strahlen. Bestenfalls erkennt man an einem solchen Erwachsen den ausgereiften Vollidioten, den Besserwisser und Klugscheißer.
Probleme sollten für Kinder und Jugendliche lösungssicher erfahren werden. Wenn Kinder schon früh auf diese Weise gelenkt werden, stehen sie später, als Erwachsene auf zehn Beinen und können gar nicht mehr umfallen.
Konfliktlösungskompetenz, Coping-Fähigkeit im Kind und Jugendlichen auszuprägen ist für eine Gesellschaft wertvoller als Gold, Platin oder Silber für die Banken!
Coping-Fähigkeit im Menschen auszubilden bedeutet ihm Möglichkeiten in der Erziehung anzubieten, problemsicher und problemstabil in Konflikten zu reagieren. Menschen die das können sind gefeiht vor allerlei Ablenkungen, die vor allem die Kinder und Jugendliche an ihren Bildschirmen festnageln.
Die Fähigkeit, reichhaltige Coping-Strategien zu entwickeln, stabil in brenzligen Situationen zu bleiben, gelassen und mit Freude ein Problem zu lösen, Konflikte zu regeln und ihnen angemessen und mit bestmöglicher Urteilskraft zu entgegnen, macht einen Menschen automatisch zu einer Führungskraft. Zu einer sozial hochgeschätzen Persönlichkeit. Sie bietet uns Sicherheit, Geborgenheit und Schutz vor unliebsamen Situationen und spendet Rat bei Problemen aller Art.
Das Schwierigste vieler Menschen ist beim Hinfallen das Austehen - und immer wieder aufstehen. Hinfallen hat nichts mit der eigenen Persönlichkeit zu tun, sondern mit Versuch und Irrtum. Das stete Aufstehen macht es schließlich aus - bis man gar nicht mehr hinfallen kann.
Das beständige Stärken von Bewältigungskompetenz macht Resilienz aus.
Konflikten ständig aus dem Weg zu gehen, sie bestmöglichst zu verdrängen nützt auf Dauer wenig. Denn irgendwann holen sie einen ein. Weil das Muster zu unseren Konflikten in unseren Köpfen liegt. Nur wer dieses Muster verändert, optimiert seine Ziele und seine Gesundheit für seine Zukunft. Ein solcher bleibt stabil und trotzt starken Winden. Es bleibt dabei einem solchen sogar noch die Zeit, andere mit zu schützen.
Dieser Altruismus, sich also für andere einzusetzen als wäre man dieser Andere, ist eine soziale Tugend höchster Güte.
Ohne die Stärkung des eigenen Coping-Apparates ist dies aber nicht möglich.
Herzlichst,
Ihr Rüdiger Lenz